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Gesamtentfernung: ca. 140 km
Zeitbedarf: ca. 7 Stunden

Zur Schreibweise: Trotz einiger Stunden Recherche war es leider nicht möglich, für die Zeichen c, r und e mit Hatschek
in HTML eine Darstellungsmöglichkeit zu finden.

Die Strecke führt zunächst über den Grenzübergang Heilig Kreuz (Svatý Kriš) und auf der Umgehungsstrecke um Eger (Cheb) herum auf die
Autobahn nach Karlsbad (Kalovy Vary), die seit Januar 2018 bis Karlsbad mautfrei ist.
Dort nimmt man entweder, wenn man es bequem mag, die Ausfahrt nach Marienbad oder,
wenn's etwas abenteuerlicher sein soll, die Ausfahrt 156 nach Königsberg an der Eger (Kynžperk nad Ohri).

Im Fall der letzteren Entscheidung, geht es nach dem Verlassen der Autobahn im Kreisverkehr an der zweiten Abzweigung auf der 2115
weg nach Mokrina am Fuß des Kaiserwalds entlang. Schließlich erreicht man wieder die 21 nach Marienbad und nach weiteren 6km
die Abzweigung links, nach Bad Königswart (Kynžvart). Das enge Sträßchen (2118) mündet in eine Allee, die am Park der Staatl. Schlossanlage Kynžvart
vorbei führt. Hinter schönen alten Bäumen liegt ein kleiner See mit einer Insel.

  

Das Schloss, das Fürst Metternich gehörte, wurde vor einigen Jahren renoviert und kann besichtigt werden.
Hier könnte man sich schon mal in der weitläufigen Umgebung ein wenig die Füße vertreten.

Wir sammeln unter den Buchen ein paar Eckern und machen uns dann auf den Weg zum Ort Bad Königswart,
vorbei an einer Nepomuk-Statue.

In Kynžvart biegen wir rechts ab auf die 212, der wir bis zum Postamt folgen. Dann geht es nach links auf der 2119 den Berg hinauf
Richtung Kladská. Ein noch vereister Bach speist einen kleinen Teich links neben der Straße.

Die kurvige Straße führt gleich nach den Kureinrichtungen teils steil bergauf, an einigen Stellen treffen wir auf eisige Stellen.
Nach einigen Kilometern erreichen wir eine weite Lichtung - die Kladská. Links stehen einige Häuser, die den Eindruck
erwecken, als ob man sich in der Schweiz befände. In der Tat wurden sie von einem schweizer Architekten
als Jagdschloss und für die Unterbringung von Waldhütern errichtet.


Diese Wirtschaft ist leider seit einigen Jahren geschlossen, aber es gibt gleich nebenan ein Hotel und ein Restaurant sowie einen Laden .



Der Linienbus nach Marienbad fährt alle 4 Stunden und man findet jede Menge Wander- und Radwege
über das Plateau und durch die umliegenden Waldgebiete.
Die Kladská liegt 820 m hoch und ist selbst nahezu baumlos.


Etliche sauere Quellen speisen den See, um den ein 1,6 km langer Lehrpfad führt.






Abwechselnd durch Waldgebiete und Lichtungen geht es bergab auf der 2119 bis zum Dorf Prameny. Am Weg liegen
weitere Quellen, woraus sich auch der Ortname herleitet - Prameny = Quellen. In der Ortsmitte
biegen wir nach rechts auf die 210 ein, die von Podstráný herkommt.

Am Ortsausgang findet sich an einer Weggabelung ein altes Feldkreuz, das unter die Rubrik "Lost Places" fällt.

  

Ein kurzes Stück weiter erscheinen links von der Straße auf einer Böschung Überreste, die von einem
aufgelassenen Friedhof stammen, der bis 1946 hier existierte - umgestürzte Grabsteine. Steinbögen könnten von einer
Kapelle stammen. Mitten drin steht ein Holzkreuz mit einer Tafel.





Die Aufschrift zierte einst die rechte Säule des großen Tors zum neuen Friedhof.
Das Zitat geht auf Johan Tanzer zurück, der ein vermögender Hopfenhändler des Ortes war.
Auf dem Friedhof befand sich auch das prachtvolle Grab der Familie Tanzer, das die Zeit von 1871 bis 1945 überdauerte.
In den Wirren des zweiten Weltkriegs verfiel der Friedhof vor allem nach den Plünderungen von Bergleuten aus Jachimov.
Aber auch Soldaten durchwühlten die Gräber nach Wertvollem.

Schließlich wurde der Friedhof 1967 abgetragen und die Steine
in anderen Bauwerken verwendet. Einzig ein großes Steinkreuz ließ man stehen.

Das ursprüngliche Dorf, das 1357 erstmals erwähnt ist, war in der Senke angesiedelt, wie man aus alten Postkarten
und Fotos entnehmen kann. 1380 erhielt das Dorf Stadtrechte.
E
inem Dekret von Josef II. von Österreich (1741 - 1790) zufolge durften Friedhöfe ab sofort nur außerhalb von Ortschaften liegen.
So musste der alte
Friedhof an der Kirche verlegt werden und wuchs in Folge vom Plateau oberhalb der Bezirksstraße 210 in den Hang zur Straße hinein.
Der alte Friedhof an der Kirche wurde bereits 1880 endgültig abgetragen.

Prameny, deutsch Sangerberg, war wohl einst ein wohlhabender Ort. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die überwiegend deutsche
Bevölkerung vertrieben und auf dem Plateau ein Truppenübungsplatz angelegt. Davon zeugen noch viele Zaunmasten
aus Beton, die man immer wieder links von der Straße 210 nach Mnichov im Gelände sehen kann. Von der Pracht
des ursprünglichen Ortes, der dank seiner Quellen als Kurbad galt, ist heute nichts mehr übrig. Auch ein Versuch,
wieder einen Badebetrieb und eine Brunnenanlage zu etablieren, scheiterte an den Protesten der Naturschützer.
Die Folge war eine Überschuldung der Gemeinde mit rund 31 Mio Kronen (1,2 Mio. Euro).
Das Erscheinungsbild des Dorfes machte auf uns einen recht armseligen Eindruck.

Das oben genannte Steinkreuz werden wir gleich noch zu sehen bekommen.

Also machen wir uns auf den Weg nach Mnichov, deutsch München oder Mönchsdorf. Nach ca. 5km auf
noch passablem Straßenbelag kommen wir dort an und besuchen die Kirche Peter und Paul.

Der Ort wurde 1437 zur Stadt erhoben, 1549 viel der Pest ein Großteil der Bürger zum Opfer.
Im Mittelalter wurde in Einsiedel, wie der Ort damals hieß, schon Bier gebraut.
Den Namen Mnichov - abgeleitet von Mönch, Einsiedler = mnich - erhielt der Ort nach
dem zweiten Weltkrieg, die deutsch sprachigen Bewohner wurden damals enteignet und vertrieben.

 

An der Tür des Pfarrhofs fanden wir diese Nachricht und wie sich zeigen sollte, war eine Kontaktaufnahme übers
Telefon gar nicht nötig, um die Kirche von innen sehen zu können.




Weiter oben sprach ich von einem großen, massiven Steinkreuz, hier steht es jetzt.
Als der neue Friedhof in Prameny aufgelassen wurde, wurde auch das Grab der Familie Tanzer
zerstört. Übrig blieb lediglich das Steinkreuz, etwa 100 m davon entfernt. Als bekannt wurde,

dass die große Bronzefigur des Christus gestohlen werden sollte, grub kurzerhand
ein Mann namens Jirí Roncík das Kreuz aus und schaffte es nach Mnichov.

Wir gehen einfach mal um den Bau herum.


Am östlichen Ende der Kirche treffen wir wieder auf einen aufgelassenen Friedhof. Innerhalb der bröckelnden Mauern gibt es zwar
noch Grabsteine, allerdings sieht es aus wie nach einem Erdbeben. Moos und Flechten bedecken viele Stellen,
die Inschriften sind nur noch sporadisch zu lesen.

 

 

Vom Friedhof aus erhaschen wir einen ersten Blick ins Innere der Kirche und sind überrascht von dem
exzellenten Zustand, den wir aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes nicht erwartet hätten.

Als wir unseren Rundgang fast vollendet hatten, kamen wir an der geöffneten Sakristeitür vorbei.
Wir entschlossen uns einzutreten und trafen im Kirchenschiff eine Frau an, die gerade dabei war;
den Altar zu pflegen - vielleicht die Messnerin oder die Frau Cernáková? So konnten wir den Innenraum
entspannt unter die Lupe nehmen.



Bemerkenswert waren die herrlichen bunten Glasfenster und das große Deckenfresko.
Auch die Kanzel ist ein Prachtstück.


Am Ende des Rundgangs führte sie uns dann noch zum Eingang der Gruft mit den Mumien.


In dem nach rechts weiterführenden Gang und den Seitenkammern trafen wir auf insgesamt 25 bis 30 mumifizierte
Leichname, darunter auch Kinder, die in den göffneten Särgen lagen. Wohl zur Regulierung der Feuchtigkeit
waren vereinzelt Hobelspäne über die Leichen gestreut. Es herrschte ein reger kalter Luftzug.


Zurück an der Oberfläche entdeckte ich noch diese Grabsteine, die wohl wegen der reichen Ausstattung ins Innere der Kirche
gebracht worden waren, um sie vor dem Verfall zu schützen.


Am Rathaus gibt es noch diesen alten Pranger. Er stammt aus der Zeit, als Mnichov eine eigene Gerichtsbarkeit hatte.
Noch ein Blick zurück, dann geht es zur letzten geplanten Station, dem Stift Tepl.

Zu den Straßen in Tschechien muss man auch einiges wissen. Da sind die Straßen mit ein- bis zweistelligen Nummern der Kategirie I.
Sie sind vergleichbar mit den Bundesstraßen in Deutschland und auch in einem vergleichbaren Zustand. Dann kommen die
Straßen der Kategorie II, die nach der Definition die Bezirke mit einander verbinden. Sie haben dreistellige Nummern und entsprechen
daher unseren Landstraßen. Das betrifft aber leider vielerorts nur die Einordnung und bei weitem nicht den Zustand.
Und dann ist da noch die Kategorie III, die Ortsverbindungsstraßen. Mit vier- bis fünfstelligen Nummern entsprechen sie unseren Kreisstraßen,
aber auch nur von der Einordnung her, meist bei weitem nicht dem Zustand. Bankette gibt es an den wenigsten Straßen.
Gleich neben der Fahrbahn geht es rasant rund einen halben bis dreiviertel Meter tiefer in den Graben.
Also nicht zu weit rauskommen!

Mit dieser Information waren wir bislang relativ gut gefahren. Was jetzt begann, bis wir das Dorf Tepl erreichten,
war schon schlimm - aber es kam noch schlimmer! Der Reihe nach.

Wir verlassen Mnichov auf der 210 in südöstlicher Richtung, Gleich nach dem Rathaus trifft sie auf die 230 aus Richtung Becov.
Wir biegen im Ort rechts ab und folgen etwas außerhalb der 210 nach links.
Der Straßenzustand ändert sich bald nach Mnichov, sowohl was die Breite der Fahrbahn aber noch viel mehr
den Zustand der Fahrbahndecke angeht. Von der Beifahrerseite her höre ich im Dauerfeuer:

Vorsicht Loch, großes Loch, ...Loch, Loch, Loch...

Ich fahre nur noch zwischen 40 und 50 km/h Slalom und nerve hin und wieder ein tschechisches Fahrzeug,
dessen Fahrer nur auf eine Überholmöglichkeit wartet, um dann erleichtert davon zu brausen.
Möglicherweise sinkt bei höherer Geschwindigkeit die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rad
komplett in einem Schlagloch verschindet gegen Null. Aber mir taten meine Stoßdämpfer leid.
So eine Straße kommt bei uns bestenfalls mit der Bezeichnung Feldweg weg, wobei man sagen muss,
dass die Flurbereinigungswege in Deutschland in einem weitaus besseren Zustand sind wie manche

Straße der Kategorie II in Tschechien.

Schließlich sind wir im Dorf Tepl, die Straße wird besser und bald danach sehen wir schon die Kirche von Stift Tepl.


Der relativ geräumige Parkplatz ist gut belegt, ein Bus wartet auf das Eintreffen seiner Fahrgäste, die gerade das Kloster besichtigen.

 

Die Gründung des Klosters geht auf den böhmischen Höfling Hroznata zurück. Er gründete das Kloster für den Prämonstratenserorden
in den Jahren 1193 bis 1197. Hroznata wurde selbst Mitglied des Ordens und starb 1217 den Märtyrertod.
Im Jahr 1897 wurde er seliggesprochen und 100 Jahre später ernannte man ihn zum Paron der Diözese Pilsen.
Die Bibliothek des Klosters ist die zweitgrößte Klosterbibliothek in der tschechischen Republik.
Die Kirche Mariä Verkündigung ist im römisch-gotischen Stil erbaut und besitzt eine barocke Innenausstattung.

 

Durch das Tor neben der Pilsner Bierstube gelangen wir auf das weitläufige Klostergelände. Links an der Ringmauer liegt die alte
Gärtnerei. Im Gewächshaus links spitzen einige Tulpenblätter aus der Erde. Das Glas im Dach fehlt.

Das Panorama bietet einen kleinen Überblick über das Klosterareal.


Das prächtige Portal der Kirche des Prämonstratenserklosters ist schön renoviert. Leider kann man nicht ohne Führung in die Kirche und Führungen
gibt es nur sporadisch. So müssen wir hat wieder abziehen. Noch ein kurzer Blick in den Klosterladen
und einer durchs Tor zurück, dann wollen wir auf dem Heimweg noch Marienbad streifen.


Nur aus dem Wollen wird nix. Denn an der Verbindungsstraße von Stift Tepl zur 198 steht ein Schild, dass nach 3km
die Strecke gesperrt ist. Gut - fahren wir zurück zum Dorf Tepl und versuchen es gleich auf der 198 von dort aus.


Gleich an der Kirche biegen wir links ab auf die 198. Aber auch hier treffen wir nach 2km auf ein ähnliches Schild mit Hinweis auf die Sperrung.
Gut dann umfahren wir das Ganze eben südlich auf einer - na ja - Kreisstraße? An der Straße nach Mrásov steht ein anderes gelbes Riesenschild,
das auf einer Strecke von 3 km vor etwas warnt - keine Ahnung - Bahnhof. Bis Mrásov kommen wir grade noch im Schneckentempo -
zwischen den Schlaglöchern findet man hin und wieder doch noch ein Stück Straße. Wir überqueren die Eisenbahnlinie Tepl - Marienbad, die ist in
einem hervorragenden Zustand, scheint frisch überarbeitet. Dann kommt der Alptraum.
In Mrásov biegen wir rechts ab in eine Allee, Richtung Marienbad. Auch hier wieder das große gelbe Schild - Pozor - Achtung! Jetzt nur noch 2 km!
Aber nach dem bisherigen knappen Kilometer weiß ich das Schild auch ohne Tschechischkenntnisse zu deuten.

Und nach 50 Metern steht fest - NEIN! hier fahre ich keinen Meter mehr vorwärts.

Also rückwärts raus aus der "Sackgasse". Wäre hier Gegenverkehr gewesen ... huch!
Einziger Ausweg: zurück nach Mnichov und auf der 230 versuchen, irgendwie auf die Autobahn zu kommen.
Über die Kladska wollte ich auch nicht noch einmal fahren, es war auch schon ziemlich spät.
Der Versuch gelang dann auch.

Nach Mnichov geht es auf der 230 hinunter ins Tal der Tepla und am Fluss entlang nach Becov. Dann weiter über Krásno und Horní Slakov nach Loket.
Nach dieser Strecke, wissen wir, dass es allein auf diesem Stück Weg noch einige schöne Stellen zu besuchen gilt.


In Loket waren wir schon einige Male. Zuletzt im Winter 2017 zum Weihnachtsmarkt auf der Burg.
Im Sommer werden wir uns das Städtchen an der Egerschleife noch einmal anschauen. Und dann
steht sicher auch Becov mit auf dem Plan.

Durch das Hin und Her, verursacht durch die Straßensperrung, hatten wir an diesem Tag inclusive eines Abstechers
zur Hasenbrauerei in Kynžvart 176 km zurückgelegt.


 

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