Gesamtentfernung: ca. 80 km
Zeitbedarf: ca. 8 - 9 Stunden
Startpunkt ist
wieder Waldsassen. Über die Ortumgehung von Cheb (Eger) fahren wir
auf die Autobahn Cheb - Karlový Varý, der wir bis zur Anschlussstelle
146 - Břesová folgen.
Gleich nach der zweiten Ausfahrt im Kreisverkehr biegen wir rechts auf die 21022
ab
und brauchen so nicht direkt mitten durch den Ort, was etwas schwierig ist,
weil es viele Einbahnstraßen gibt.
Die nächsten Kilometer steigt die Straße an und wir erreichen kurz
vor dem Dorf Lobzy eine baumfreie Hochfläche.
Die Straße ist zwar nicht gerade breit, aber ihr Zustand ist weitaus besser
als erwartet.
Nach der Sommerhitze der vergangenen Wochen
genießen wir den kühlen Wind, der uns hier oben um die Nase weht.
Wenn Javascript aktiviert ist, kann man sich mit der Maus durch das folgende Panorama bewegen.
Auf den ausgedehnten Weideflächen nach den paar Häusern von Lobzy grasen weiße Rinderherden.
Die sanften Erhebungen
im Kaiserwald erinnern an einen Besuch des weit südlicher gelegenen Böhmerwaldes
(Šumava).
Einzelne Baumgruppen zwischen den Weiden gewähren Lebensraum für allerlei Pflanzen und Tiere.
Wir verlassen die
Hochfläche, folgen einer Allee mit alten knorrigen Ahornbäumen und
gelangen schließlich
ins Tal des Lobezský Potok, der an der 210 entlang nach Sokolov (Falkenau)
und danach in die Ohře fließt.
Wir folgen der
210, biegen aber nach rechts ab, Richtung Krásno nad Teplou. Für einen
Kilometer verläuft die Straße
am Bach entlang, dann geht's wieder bergauf. Im Vorbeifahren sehen wir ein Schild
"Dùl Jeroným". Eine spätere Recherche sagt mir, dass es sich
um ein Besucherbergwerk handelt.
Bei einer weiteren Tour werden wir uns das näher ansehen. Gutes Schuhwerk wird
dringend empfohlen.
Das Wappen über der Rathaustür deutet darauf hin, dass Krásno (Schönfeld),
das wir schließlich erreichen,
ebenfalls mit dem Bergbau zu tun hatte. In der Gegend wurde Zinn- und Wolframerz
abgebaut.
Der letzte Schacht schloss in 90er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Das Bergbaumuseum am Wilhelmsschacht werde ich mir auch irgendwann
näher anschauen.
Schräg gegenüber
des Rathauses wollen wir uns die Kirche zur Hl. Katharina von Alexandrien
anschauen, die uns wegen ihrer etwas andersartigen Bauweise aufgefallen ist.
Die Treppe
führt zu einem Hügel hinter der Kirche, der früher einmal der
Friedhof gewesen sein
könnte und heute als Hublův Park bezeichnet wird. Jedenfalls liegt der
Friedhof
heute außerhalb der Ortschaft wie bei vielen anderen tschechischen Gemeinden.
Wie ich anderwärts erfahren konnte (Prameny), geht diese Regelung auf einen
Erlass von Kaiser Josef II.
zurück (siehe Portrait rechts), nach dem Friedhöfe sich nicht im Ort
befinden durften und daher
an den Rand zu verlegen waren. Wer genau hinsieht, findet die Folgen dieses
Dekrets
hier an der 208 in der Nähe des Flugplatzes oder südlich von Mnichov
an der 210 oder in Kynžvart nördlich des Ortes an der 212 im Wald oder...
Die östliche Kirchentür war verschlossen, also machte ich mich auf den Weg in den Park hinter der Kirche.
Hier waren Bauarbeiten
zur Umgestaltung des Areals im Gange. Einige der alten Bäume mussten wohl
dem Vorhaben weichen.
Vielleicht waren sie auch einfach nur morsch. Man bemüht sich offensichtlich
um eine ansprechende Neugestaltung.
Ein alter Wachturm steht an der südöstlichen Ecke des Parks.
Das Westportal
der Kirche war offen, und so konnte man durch eine Lücke im Gitter den
Innenraum fotografieren.
Das rote Kreuz über der Tür ließ erahnen, dass die Kreuzherren
mit dem roten Stern auch hier, wie so oft in Böhmen,
in der Geschichte der
Kirche auftauchen. Tatsächlich fanden wir in einem der erhaltenen alten
Fenster
auch das Wappen mit dem Stern. Bis auf zwei sind die anderen Kirchenfenster
Arbeiten aus dem 20. Jhd.
Der Innenraum der Kirch ist vorbildlich restauriert, wenn auch von außen bereits wieder der Zahn der Zeit nagt.
Für die Weiterfahrt
nach Bečov bleiben wir auf der 208, wir biegen also an der Brücke über
die Stoka nach rechts ab.
Auf der Strecke, die wir bereits einmal auf der Heimfahrt von Tepl genommen
hatten, geht es zum nächsten Ziel,
Bečov nad Teplou (Petschau an der Teplá).
Der gut ausgebauten
Straße folgen wir bis an die Einmündung auf die 20 (E49) auf die
wir nach rechts einbiegen.
Nach ein paar hundert Metern geht es wieder rechts ab auf die 230, Richtung
Mariánké Lánzně (Marienbad).
Nach gut einem halben Kilometer gibt es links einen geräumigen aber kostenpflichtigen
Parkplatz.
Der Parkscheinautomat steht an der Einfahrt. Es gibt nur ein Tagesticket und
das kostet 50 Kronen.
Gut dran ist der, der tschechische Münzen in ausreichener Zahl dabei hat.
Hatten wir aber nicht.
Meine Frau machte sich auf in den Ort, um dort in einem Lokal zu tauschen, ich
wartete
auf dem Parkplatz, auf den Abschleppwagen, der Nichtzahlern angedroht wird.
Während ich
wartete sprach ich verschiedene Leute an, ob sie bereit wären zu tauschen.
Schließlich kam ein älterer Mann zum Automaten. Inzwischen hatte
ich mir aus dem
Gedächtnis - Internet funktionierte nicht - ein paar Worte tschechisch
zusammen gebastelt.
Prosim, maté
kurun? (Bitte, haben Sie Kronen?) In der Hand hielt ich 2 Euro 50, ein guter
Kurs für 50 Kronen (padesát kurun).
Und ich hatte Erfolg. Ein freundliches děkuji - danke, und einem Besuch von
Bečov stand nichts mehr im Weg. Auf dem
Weg in den Ort kam mir dann meine Frau entgegen, die inzwischen auch Münzen
gehortet hatte.
Die Burganlage von Bečov liegt auf einem Hügel über der Teplá, die im Rekordsommer 2018 auch nur spärlich Wasser führte.
Nachdem wir die
steilen Treppen zur Altstadt erklommen hatten, standen wir endlich auf dem
námestý 5. května, dem Platz des 5. Mai. Dort findet man das
Rathaus, das Kraftfahrtmuseum
einen kleinen Dorfladen, der auch am Sonntag geöffnet hat
und den Eingang zu Schloss und Burg auf der anderen Seite.
Für große
Leute wie für Kinder gibt es jeweils zwei Führungen in tschechischer
Sprache eine fürs Schloss
und eine für die Burg nebst Maurusschrein. Wir haben uns bei diesem Besuch
für das Schloss entschieden.
Beide Führungen kosten 140 Kronen (Stand 2018), Rentner und Studenten zahlen
60 Kronen.
Entsprechende deutsche Ermäßigungsnachweise werden klaglos anerkannt.
Als Nichttscheche bekommt man mit der Eintrittskarte ein Geheft, in dem das
Wesentliche
in deutsch erklärt und bebildert ist. Die freundliche Dame an der Kasse
spricht deutsch und wenn man Glück hat,
kann man sich mit dem Guide auch auf deutsch verständigen, falls Fragen
auftauchen.
Unsere junge Schlossführerin war sehr nett und geduldig.
Von der Brücke zum Schloss hat man einen schönen Blick über das Teplatal.
Im Erdgeschoss
gibt es links einen Raum mit einem Modell der Burganlage und einigen Gemälden.
Im rechten Teil liegt das Treppenhaus in dessen unterem Absatz die Gemälde
von römischen
Imperatoren an der Wand hängen. Ob die Herren wirklich so ausgesehen haben
ist zumindest zweifelhaft.
Die wirklich interessanten Räume befinden sich im zweiten Stock,
der nur über eine Treppe zu erreichen ist.
In der Bibliothek
sind Werke aus der Zeit zwischen dem 17. und 19. Jhd. untergebracht, die
meist in französischer Sprache Themen zur Geographie und Geschichte behandeln.
Ein kleines Arbeitszimmer mit einer alten Standuhr liegt neben der Bibliothek.
Auf einem Stuhl
in der Bibliothek entdeckten wir, wie an verschiedenen anderen Stellen im Schloss,
ein Plüschschaf.
Vermutlich haben diese Viecher etwas mit den Kinderführungen zu tun - nette
Idee.
Im nächsten
Raum befinden sich Grafiken aus der Zeit vom 17. bis 18. Jhd. Bemerkenswert
ist das Bild in der Mitte.
Die beiden ältesten Grafiken aus dem 17. Jhd. entstanden nach Vorlagen
von A. van Dyck.
Der rote Salon mit Möbeln aus dem 19. Jhd.
Dieses merkwürdige
Tier links an der Uhr stellt eine Giraffe dar. Zumindest hat sich der Künstler
das Tier
im 18. Jhd. so vorgestellt. Die Uhr befindet sich in der Gobelinhalle, in der
sich zwei von drei Wandteppichen aus den
Jahren 1620-30 befinden, die nach der Restaurierung im Kunstgewerbemuseum in
Prag wieder an das Schloss Bečov
zurückgegeben wurden. Über den Verbleib der zahlreichen restlichen
Wandbehänge ist nichts bekannt.
Das Diadem der
Eleanora de Beaufort-Spontin war lange Jahre verschollen.
Es besteht aus versilbertem Gelbgold und ist mit 540 Diamanten besetzt.
Ganz nebenbei gelingt ein interessanter Blick aus einem halbgeöffneten Fenster.
In diesem Zimmer neben der Hauskapelle war der jeweilige "Musikintendant" des Schlosses untergebracht.
Die Kreuzwegstationen an den Wänden der Kapelle sind französchen Ursprungs. Sie wurden in Emaille auf Kupfer gefertigt.
Moc hezký zámek, děkuji a na shledanou. - Ein sehr schönes Schloss, danke und auf wiedersehen.
Die Führung ist zu Ende, wir steigen die Wendeltreppe hinunter in den Garten.
Der Schlossgarten
ist schmucklos angelegt wobei die Rasenflächen unter Hitze der
vergangenen Wochen auch sehr gelitten haben.
Am Ende des Arkadengangs unter der Brücke liegt die ehemalige Wachstube.
Im Wasserbasin an der Mauer zum Teplatal spiegeln sich Schloss und Burg.
Ein letzter Blick auf das Schloss vom Garten aus, dann schauen wir und noch schnell den Ort selber an.
Von der Mariensäule auf dem Marktplatz aus führt eine relativ steile Rampe hinauf zur Pfarrkirche St. Georg.
Pfarrgarten - Auch hier gab es sicher ehemals einen Friedhof.
Wir gehen zurück zum Parkplatz - aber nicht die steile Treppe sondern auf moderat abfallenden Wegen.
Auf dem Rückweg entdecken wir an einem Strauch einen selten gewordenen Schmetterling - einen Schwalbenschwanz.
Ein letzter Blick zum Schloss.
Nach dem obligatorischen
Abendessen beim Hasen (Restaurant u Zajice in Kynžvart)
geht's über die Autobahn nach Hause.