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Als der Apotheker Klaproth 1789 das Element Uran entdeckte, war man noch weit davon entfernt, die Gefahren, die von diesem neuen Stoff und den Folgeprodukten aus seiner Zerfallsreihe ausgehen, richtig einzuschätzen und sich davor zu schützen. Es wurde stattdessen Radiumwasser für Trinkkuren eingesetzt, Radiumzwieback verspeist und vieles mehr. Die Forscher des ausgehenden 19. Jhd. hantierten mit Substanzen, deren Aktivität die der Kastor-Behälter blass aussehen lassen.
Ein weiteres Einsatzgebiet für Uran tat sich mit der Verwendung der meist farbenprächtigen Uranverbindungen auf. Uran selbst ist ein dunkles Metall mit einer Dichte von 19,05 g/cm3. Es hat einen Schmelzpunkt von 1130°C und siedet bei 3820 °C. Uranverbindungen einer Glasschmelze zugesetzt oder unter Keramikglasuren gemischt, ließen die daraus hergestellten Glasgefäße in fluoreszierendem Grün, Gelb oder Blau erscheinen, und Keramiken in knalligem Orange, Rot, Braun und dezentem Schwarz.
Die folgenden Bilder zeigen ein paar Stücke meiner Sammlung. Dass Uran enthalten ist, zeigt sich auch beim Annähern eines Geiger-Müller-Zählers. Die Gläser liefern eine Zählrate von etwa 100 CpM, das ist etwa die dreifache Nullrate von ca. 35 CpM, auch Untergrund genannt. Gefahr geht keine davon aus, weil das Bisschen Uran im Material fest im Glas eingebettet ist. Hin und wieder benutzen wir die Gläßer sogar, um daraus einen guten Rotwein zu genießen. In Uranglasschalen wird dann Knusperzeug kredenzt. Der Kelch vom Hintergrundbild bringt es ebenso wie der unten abgebildete Stamper auf 500 CpM.
Die orange glasierten Keramiken, Schalen, Aschenbecher, Kerzenleuchter weisen schon eine Aktivität von einigen 1000 CpM auf. Auch hier ist das Uran selbst fest in der Glasur eingebettet. Inkorporation scheidet damit wie bei den Gläsern aus. Die Strahlung besteht wie bei diesen in der Hauptsache aus Betastrahlung. Die Glastür der Vitrine schirmt 99% ab, den Rest blockt die Luft ab. Trotzdem werden die Keramikteile bei mir nicht in Verbindung mit Lebensmitteln eingesetzt obwohl Herr von Philipsborn darauf schwört, dass sich Obst in einer Uranglasurschale viel länger frisch hält.
Die Mineralien werden natürlich nicht im Wohnbereich aufbewahrt sondern in einem extra gesicherten Schränkchen hinter einer 1cm dicken Glasscheibe im gut belüfteten Keller. Um Kontamination und Inkorporation zu vermeiden, sind sie sämtlich gedost und teilweise mit radondichter Folie verklebt.
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Glasperlen für Halsketten im normalen Licht | in UV-Licht |
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Alter Schmuck von der Urgroßmutter mit grünen und gelben Uranglasperlen |
INeuer Uranglasschmuck aus Gablonz/Tschechien, wo er heute noch hergestellt wird. |
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Alte Knöpfe aus Uranglas (grün, Mitte) und Beinglas im Normallicht |
... im UV-Licht |
Kleine Dose im normalen Licht | in UV-Licht |
Pfeffer- und Salzfassl im normalen Licht | in UV-Licht |
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Die Kuppa des kleinen Weinglases erscheint im Normallicht eher unscheinbar. |
Im UV-Lich Strahlt es hellgrün |
Man kann auf das Bild klicken, um das Geigerzähler geräusch zu hören. | |
Schnapsstamper im normalen Licht |
in UV-Licht |
Die Massive Schale aus Dichroidglas erscheint im normalen Licht eher bräunlich |
Im UV-Licht zeigt sich der Gehalt an Uranglas deutlich durch hellgrüne Fluoreszenz |
Kerzenleuchter im normalen Licht |
Detailansicht der Uranglasur (orange) Auch hier kann man den Geigerzähler abhören. |
Zeiger und Zifferblatt eines alten Weckers |
(wegen der Gefahr des Abblätterns der radiumhaltigen Leuchtstoffschicht unter Glas) |
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Bachsande vom Goldwaschen in der Oberpfalz in der Umgebung
von Spiegelau. Von links nach rechts: Ölbach bei Riedelhütte
(2 Proben 661 cpm und 425 cpm); Seebach 148 cpm; Große
Ohe 199 cpm |
Detailvergrößerung von Schwermineralsand vom Goldwaschen. |
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Uranmineral Metaautunit
(Bergen, Vogtland) im Normallicht; |
Herrliche Fluoreszenz im UV-Licht. Die Stufe wird, wenn sie nicht gerade fotografiert wird, in einer Dose aufbewahrt, weil der Uranglimmer (feinste Kristallblättchen) abblättert. Im UV-Licht sieht man die Partikel, im normalen Licht kaum. |
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Eine Stufe aus den Stollen von Georg Wagsfort, aus dem auch die Proben stammten, mittels deren Heinrich Klaproth das Element Uran entdeckte. |
Der gelbe Fleck besteht aus Uranocker, einer Verwitterungsform der umgebenden schwarzen Pechblende, auch Uraninit |
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Eine Pechblende-Reicherzprobe
aus dem Stollen 371 bei Hartenstein. |
Der Uraninit überzieht hier das Basisgestein als sogenanntes Blasenerz, von Sammlern heiß begehrt. |
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Altes Spintariskop, das in der ehemaligen DDR gefertigt wurde. |
Die auf dem rechts gut sichtbaren Zinksulfidschirm trafen die Alphastrahlen aus der zentral angeordneten Probe auf. Jeder He-Kern ließ dabei die Leuchtschicht kurz aufblitzen. Von der ehemaligen Aktivität ist nach ca. 3 Halbwertszeiten von dem 210-Blei-Präparat fast nichts mehr übrig. |
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Beim Besuch eines Trödelmarkts in Hamburg hatte ich
die Gelegenheit einen Radiumbecher zu fotografieren. In solchen Radiumbechern
pflegte man zu Beginn des 20 Jahrhunderts Wasser durch Emmanation von
Radon aus Radium zu Radonwasser für Trinkkuren
zu machen. |
Die Aufschrift im Strahlenkranz: "Radium das Leben"
Dass der Inhalt dieser Gravur irreführend war und der Inhalt des Bechers genau das Gegenteil zur Folge hatte, stellten viele Leute erst viel zu spät fest. Manche waren von den neuen Elementen so angetan und von deren gesundheitsfördernder Wirkung so überzeugt, dass sie Radiumprodukte (Radiumzwieback, Radiumzigaretten...) auch dann noch konsumierten, als deren Schädlichkeit bereits allgemein bekannt war. Die angegebenen 5000 Macheeinheiten beziehen sich auf den Gehalt des damit bereiteten "Heil"-Wassers nach 12 Stunden Exposition des normalen Leitungswassers an der im Gefäß befindlichen Radiumkapsel. |
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Zwar nicht strahlend, der Bierdeckel, über das Bier selbst habe ich keine Daten recherchieren können, aber ein typisches Zeugnis der damaligen Zeit: Radium in aller Munde |
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Das gibt es auch heute noch. Schweißelektroden aus Wolfram. Zum besseren Zünden setzt man etwas Thoriumoxid (bis 3%) zu. Dadurch verbessern sich Zündverhalten, Standzeit und Strombelastbarkeit. Die Elektroden werden zum Inertgasschweißen eingesetzt. Es gibt Bestrebungen, den Thoriumzuschlag durch Cer, Lanthan und andere Zusätze zu ersetzen. |
Im Jahr 1885 ließ sich der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach den Gasglühstrumpf patentieren. Ein Gewebe wurde mit Thorium- und Cernitrat getränkt und ergab als Leuchmittel in Gaslampen ein sehr helles weißes Licht. Während in neuen Glühstrümpfen vor einigen Jahrzehnten das Thorium durch Yttrium ersetzt wurde, kommen die alten Leuchtmittel auf einige 1000 cpm. |
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