Stand: 23.12.2008

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Buchblocks und Alben nach der historischen Methode binden

  1. Das Werkzeug
  2. Das Material
  3. Die Arbeitsgänge

Ein paar Worte zur Technik vorab

Wenn es eine Arbeit werden soll, die Zeiten überdauert, dann liegen Sie mit dieser Technik total richtig. Auch wenn Sie ein extravagantes Geschenk brauchen, dann ist ein fadengebundenes Tagebuch aus Büttenpapier und mit einem Lederrücken genau das richtige. Was Sie brauchen und wie's geht finden Sie hier.

Das Werkzeug

Bis auf die Heftlade, die kennzeichnend für die Fadenbindung ist, finden Sie alle weiteren Werkzeuge im Lumbeckteil beschrieben.

Spezieller Kleinkram

Kleinteile speziell für die Fadenbindung sind
Das Herz
eine Scheibe nicht zu dicker Pappe. Sie dient als Seitenmerker während des Heftens. Die Löcher mit einem Locher stanzen, sie dienen als Schutz gegen einreißen. Den inneren Schnitt mit einer kleinen Schere oder dem Cutter ausführen.
Pappherz als Einmerker
Der Aufreiber besteht aus einem Buntmetall oder Zinkblech. Er dient dem Aufzwirbeln und Fasern der Kordel, falls auf Schnur geheftet wurde. Man braucht ihn nicht, wenn auf Bänder geheftet wurde. Den Einschnitt macht man am besten mit einem Laubsägebogen mit Metallblatt. Die äußere Form ist egal, sie kann auch rechteckig sein. Die Materialstärke sollte nicht unter einem Millimeter betragen Aufreiber zum Fasern der Kordel

Der Rest an Kleinkram ist im Lumbeck-Kapitel aufgeführt.

die Heftlade

Die Skizze 1 zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer Heftlade. Der Vorderteil der Grundplatte kann nach vorne weggeklappt werden und lässt einen schmalen Spalt frei, wenn sie mit dem Nagel rechts arretiert wird. Durch diesen Spalt werden Bänder oder Schnüre geführt, an denen die Gehefte gebunden werden. Als Gegenlager dafür dienen Haken , die in einer geschlitzten Leiste beliebig positioniert werden können. Diese Leiste selbst kann man durch die seitlichen Schrauben beliebig in der Höhe variieren .Auch die Haken, an Gewindestangen (6 mm) angebracht, können individuell mittels der Flügelschrauben in der Höhe verstellt werden.

Die Heftlade Skizze 1

Damit man mit der Nadel besser herankommt, muss die Klappe abgeschrägt sein. Die Maße richten sich nach den persönlichen Bedürfnissen. Man wird sicher nicht verkehrt liegen, wenn man alles für das Binden von DIN A4-Bögen auslegt. Die lichte Weite der Lade muss dann etwa 35 - 40 cm betragen. Sie sollten dann auch wenigstens über 6 Haken verfügen, wenn Sie auf Kordel heften, mit Bändern reichen wohl 4 Stück.

Damit man eine Vorstellung davon bekommt, wie das Werkzeug aussieht, hier noch ein paar Fotos:

Die Bindelade in der Totalen
Die Aufhängung und ... der Buchblock


Die anderen Werkzeuge finden Sie im Lumbeckteil beschrieben


Das Material

finden Sie alles im Lumbeckteil beschrieben, das es sich in beiden Fällen um das gleiche handelt.

Die Arbeitsgänge

Anders als bei der Klebebindung wird hier jedes Geheft einzeln verarbeitet. Auch das Vorsatz wird mit eingeheftet und schafft somit viel mehr Verbindung zwischen Block und Einband.

Vorsatz vorbereiten


Herstellung der Vorsätze Skizze 4
Wie die Skizze 4 zeigt, muss der Bogen für die Herstellung eines klassischen Vorsatzes gut 2,5 mal so breit und etwas höher sein wie der Buchblock. Statt dessen tun es zur Not auch ein gut 1,5 mal so breiter Bogen und ein weiterer von gut einfacher Breite des Buchblocks. Auch in diesem Fall ist etwas mehr als die Höhe des Buchblocks nötig. Das alles liegt daran, dass das Vorsatz später um das erste / letzte Heft geknickt und nach dem Einbinden mit dem Buchblock beschnitten wird. Danach soll es den Buchblock in jedem Fall noch abdecken .
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Vorsatz so wie beim Lumbeckverfahren direkt auf den Buchblock zu kleben. Diese Methode ist aber weniger haltbar, da zwischen dem ersten Heft und dem Vorsatz eben nur diese eine schmale Klebebahn existiert.
Eine dritte Variante ist bei Leerbüchern (Tagebuch etc.) denkbar. Dort kann man die ersten Blätter des ersten / letzten Hefts als Vorsatz einsetzen, wenn das Papier dick genug ist. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass wie im Buchdruck üblich, große Papierbögen mehrfach gefaltet, und dann geheftet werden, dann stehen führende Leerseiten nicht zur Verfügung.
Deshalb soll hier die authentische Methode für die Fadenbindung gezeigt werden. Verschiedene Anfragen haben mich bewogen, dieses Kapitel neu zu fassen und den Vorgang detailierter darzustellen. Neben einer ausführlicheren Darstellung wurde ich darum gebeten, den Sinn eines solchen Vorsatzes darzulegen. Eben diese Frage beantworte ich gleich als erste.
Sinn der Vorsätze ist es, einen innigen Verbund zwischen Buchblock und Bucheinband herzustellen. Dazu wird jeweils das Vorsatz um das erste bzw. letzte Heft des Buchblocks gelegt und mit diesem Heft fest an den Buchblock geheftet. Das Vorsatz besteht aus einem kräftigeren Papier als man es für den Buchblock verwendet. Zwei Blätter des Vorsatz werden später an den Einbanddeckel geklebt und sorgen so neben dem dazwischen mit eingebundenen Schirting für eine gute, haltbare Verbindung.

Doch nun zur Herstellung des Vorsatz. Für jedes Buch werden 2 Stück gebraucht, die vorn und hinten symmetrisch eingesetzt werden.

Das Vorsatz im Detail Skizze 4. b)
Den schmäleren Teil, in der Skizze 4.b rechts - zweites Bild, zunächst nach hinten falten und mit dem umgefalteten schmäleren Teil nach unten auf einen größeren sauberen Papierbogen legen. An dieser Kante den Mittelteil mit einem weiteren Bogen so abdecken, dass zum Falz hin ein Streifen von ca. 1 cm frei bleibt. Diesen freien Streifen sauber und gleichmäßig mit Leim einstreichen, immer von der Abdeckung weggerichtet. Nun das Vorsatz von Maske und Unterlage befreien, wieder wie gehabt auf ein sauberes Papier legen und ein Schirting so auflegen, dass dieses nur mit einem 1 cm breiten Seitenstreifen angeklebt wird und der breitere Teil des Schirtings über das gefalzte Vorsatz rechts hinausragt. Das Schirting sollte je nach Buchblockbreite etwa 8 cm breit sein.
Jetzt wird der schmale Teil des Vorsatz wieder aufgeklappt, notfalls auch die Unterlage ausgetauscht - immer sauber arbeiten. Den breiteren linken Teil des Vorsatzbogens (Skizze 4 b, Bild 3) auf den mittleren falten (1) und dann den schmäleren rechten darüber (2) . Jetzt muss nur noch die Schmalseite des Vorsatz um eine scharfe Kante mit einer Breite von ca. 1 cm nach unten umgefaltzt werden (Skizze 4 b unten). Am besten geht das mit einem Lineal und einem Falzbein, wenn das Vorsatz an einem scharfkantigen Brett liegt. Drücken Sie den Falz aber nicht zu stark an, da hier später ein Geheft des Buches hineinpassen muss. Zum Raum schaffen kann man auch einen Papierstapel von der Dicke eines Gehefts einlegen bevor man den Falz andrückt. Nach diesen Arbeitsschritten muss das Vorsatz immer noch gut die Breite des Buchblocks haben. Die Skizze 4. c) zeigt bereits die Stellen, an denen später die Verklebung mit dem Einbanddeckel stattfinden muss. Das Vorgehen wird noch genau gezeigt. Während des Bindevorgangs wird an den grün dargestellten Stellen natürlich noch kein Kleister aufgetragen!
Man braucht für das Buch zwei solcher Vorsätze, also an die Arbeit!

Buchblock vorbereiten

So wird das Vorsatz eingebunden. Skizze 4.c)
Bringen Sie die Gehefte in die richtige Reihenfolge, und stülpen Sie über das erste und letzte Geheft je ein Vorsatz so, dass die offene Seite mit dem Blatt von halber Blockbreite außen zum Buchdeckel hin liegt. Danach muss das Schirting folgen, dann die "geschlossene Mappe". Der umgeknickte Falz umfasst das erste / letzte Geheft und liegt am folgenden /vorausgehenden Geheft an. Die Verklebung des Schirtigstreifens wird durch das darüber gefaltete Vorsatzpapier sauber verdeckt. Je schmäler der gefalzte Streifen des fertigen Vorsatz ist, desto weniger tritt er im Buch zwischen erstem und zweiten, bzw. vorletztem und letztem Geheft in Erscheinung.
Stoßen Sie den Buchblock ein paar Mal mit dem Rücken auf und richten Sie die Gehefte auch seitlich aus. Der Block wird in eine Presse (z. B. Vorpressbretter wie beim Lumbecken )gesteckt und dieselbe angezogen. Der Rücken soll etwa 5 mm hervorstehen. Stellen Sie das Ganze in eine stabile Schachtel, damit ruhig am Rücken gearbeitet werden kann.

Heften auf Bänder
Heften auf Bänder
Heften auf Kordel
Heften auf Kordel
Für jedes Band brauchen Sie zwei Markierungen links und rechts des Bandes. Die Bänder sollten gleichmäßig auf die Länge des Rückens verteilt werden. Zum Rand hin wird jeweils auf der Hälfte des Abstandes eine weitere Markierung angebracht. Zeichnen Sie die Markierungen mit einem Anschlagwinkel auf, damit sie ordentlich senkrecht zum Blattverlauf werden. Sägen Sie an den Marken den Rücken so weit ein, dass das innerste Blatt jedes Geheftes gerade eben noch ein Loch bekommt. Sie können das von der Seite her recht gut abschätzen. Arbeiten Sie die Kerben noch ein wenig mit einer Dreikanntfeile nach, Sie tun sich hernach leichter, mit der Nadel durchzukommen. Für jede Kordel brauchen Sie eine Markierung. Die Kordeln sollten gleichmäßig auf die Länge des Rückens verteilt werden. Zum Rand hin wird jeweils auf der Hälfte des Abstandes eine weitere Markierung angebracht. Bringen Sie die Markierungen mit einem Anschlagwinkel auf, damit sie ordentlich senkrecht zum Blattverlauf werden. Sägen Sie an den Marken den Rücken so weit ein, dass das innerste Blatt jedes Geheftes gerade eben noch ein Loch bekommt. Sie können das von der Seite her recht gut abschätzen. Arbeiten Sie die Kerben noch reichlich mit einer Dreikanntfeile nach. Die Kordel sollte weitestgehend in der gefeilten Nut verschwinden.

An den zusätzlichen Markierungen (schwarz) werden die Gehefte untereinander verbunden. Das heißt nicht, dass dieses hier ausschließlich passiert. Es ist sogar sehr sinnvoll auch zwischendrin mal einen "Abstecher" zu unteren Schichten zu machen, damit ein guter Verbund zustande kommt. Achten Sie beim "Verbinden" aber darauf, den Faden nicht zu fest anzuziehen. Die Folge wäre ein für das Buch zu schmaler Rücken und die Rache des Buches wären auseinander klaffende Buchdeckel. Daher beim "Verbinden" den Faden nur moderat anziehen, sodass der Rücken stets so breit wird, wie der Buchblock dick ist.
Die Heftlade wird vorbereitet indem man ein Geheft auflegt, das Vorderteil der Grundplatte wegklappt und die Bänder oder Schnüre an der richtigen Stelle unter der Platte mit einem Reißbrettstift befestigt. Bei der Verarbeitung stets gleicher Formate rentiert es sich, eine Schablone dafür herzustellen. Vorderteil zuklappen. Die Latte mit den Haken absenken, damit die Bänder/Schnüre dort eingehängt/angebunden werden können. Bänder sowie Kordeln müssen nach dem Lösen ca 3 cm über die Blockdicke hinausragen! Machen Sie beides also lang genug! Spannen Sie die Bänder/Kordeln durch Anheben der Latte vor und arretieren Sie diese. Die Einzelspannungen können durch Drehen an den Flügenschrauben der Haken eingestellt werden.

Buchblock mit Vorsatz heften

Das erste Geheft mitsamt Vorsatz mit der Vorsatzseite nach unten in die Lade legen, ausrichten. Die Skizze 7 zeigt den Fadenverlauf für die Bandheftung. Für das Heften auf Kordel ist der Fadenverlauf fast der gleiche, nur geht es durch ein und das selbe Loch heraus, um die Kordel herum und durch das gleiche Loch wieder hinein. Achten Sie darauf, dass ein Stück von 5 - 10 cm vom Faden am Anfang nach außen übersteht, es wird noch zum Verknoten mit der nächsten Lage gebraucht.

Heftung auf Band Skizze 7
Eine Rückverbindung wie sie in Skizze 7 rechts (blau) zu sehen ist darf auch immer wieder mal zwischendrin eingesetzt werden. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass nicht zu stark zusammengezogen wird. Eher auf eine lockere Bindung achten sonst gibt es Probleme bei der Formung des Rückens, da kann zum Beispiel der Faden reißen und dann...In diesem Zusammenhang muss deutlich gesagt werden, dass weder das Band noch die Kordel beim Nähen durchstochen wird. Die Gehefte müssen fest aber doch verschiebbar auf dem Band oder der Kordel sitzen.
Das Ende des Fadens wird nach dem Anheften des letzten Gehefts (mitsamt Vorsatz) vernäht und verknotet.

Das Buch wird aus der Lade geholt - Fäden oder Bänder nicht zu knapp abschneiden - und die entstandenen Erhöhungen an den Löchern beidseitig mit dem Hammer vorsichtig heruntergeklopft. Mit der Flachzange die Kordel/Band bei festgehaltenem anderen Ende gleich verteilen. Erstes Geheft aufklappen und den überstehenden Vorsatzfalz mit Leim bestreichen, ankleben. Den Vorgang am letzten Geheft wiederholen. Buch schließen, Rücken aufstoßen und glattstreichen. Kordeln/Bänder noch einmal straffziehen.

Wenn auf Kordel geheftet wurde, wird jetzt das Schabeisen (=Aufreiber) über jedes Kordelende geschoben und dieses mittels Messerrücken oder Falzbein aufgedröselt und flachgeschabt. Die aufgeschabten Kordelenden werden mit etwas Leim breitfächrig auf den Ansetzfalz geklebt. Wurde auf Bänder geheftet, dann sind die Enden direkt auf den Ansatzfalz zu kleben, das Aufreiben entfällt.

Das Buch zwischen Brettern in die Presse spannen, der Rücken ragt ca 6 mm hervor. Rücken nach oben drehen und einleimen. Den Leim mit dem Falzbein gleichmäßig verteilen und einreiben. Trocknen lassen.

Der Rücken wird aufgestoßen, wenn das Buch aus der Presse kommt. Als nächstes ist die Buchvorderkante zu beschneiden (lassen).


Rücken bearbeiten

Bei dickeren alten Büchern ist der Rücken gerundet. Bei Paperback-Ausgaben kennt man das gar nicht, weil es schwierig ist, eine dauerhafte Rundung durch Klebebindung (Lumbecken) hinzukriegen. Der runde Rücken entsteht durch vorsichtiges Klopfen mit dem Hammer auf den Rücken, während gleichzeitig die oberen Papierlagen mit der anderen Hand Richtung Vorderkante gezogen werden. Den Vorgang von beiden Seiten mehrfach wiederholen.

Um ein Rundholz von geeignetem Durchmesser ein Schleifpapier legen, das Buch einspannen und die Stufen der Vorderkante rundschleifen. Jetzt werden die Enden des Buches beschnitten.

Zwei Pressbretter an einer Seite mit etwas Wasser anfeuchten Damit das Buch nicht verrutschen kann. Das Buch so zwischen die Bretter legen, dass der Rücken 1 - 4 mm hervorragt. Mit einem Winkel kontrollieren, dass die beiden Bretter genau parallel zueinander ausgerichtet sind und der Rücken überall gleich weit herausragt. Dann in die Presse damit. Der Rücken wird nun erneut mit dem Hammer bearbeitet, bis der Rückenfalz mit dem Brett einen 45 Grad-Winkel einschließt (deutscher Falz). In der Mitte des Rückens bei den Außenlagen beginnen und zu den Enden hin arbeiten. Zu den mittleren Lagen auf die gleiche Weise vorarbeiten. Nach dem Falzklopfen bleibt das Buch 24 Stunden in der Presse, bis es vollständig getrocknet ist.

Wie es weitergeht erfahren Sie auf den Lumbeckseiten. Dort wird gezeigt, wie der Einband entsteht. Auch bei gelumbeckten Büchern fabriziere ich den nämlich nicht wie bei Paperbacks üblich, sondern nach der traditionellen Art.

Den Einband erstellen


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