Fertigung von Blattgold Zunächst muß das Gold geschmolzen werden. In einem Graphittiegel wird die Legierung in einem besonderen Schmelzofen zum Schmelzen gebracht. Bei etwa 1100 °C Hitze ist das Gold nach 15 Minuten flüssig. Es wird in diesem Zustand in Zainen gegossen, die warm geschmiedet werden. Die geschmiedete Zaine, Plansche genannt, wird dann auf Stahlwalzen zu langen Bändern ausgewalzt. Um das Gold geschmeidig zu erhalten, wird es von Zeit zu Zeit immer wieder geglüht. Das Auswalzen des Goldes wird so lange fortgesetzt, bis es auf eine Dünne von etwa 1/33 mm gebracht ist. Mit einer kleinen Maschine wird das gewonnene Goldband in kleine quadratische Stücke, die Quartiere, geschnitten, die in sogenannte Quetschen eingelagert werden. Unter Quetschen versteht man ein Päckchen von 480 Blättern Pergamentpapier, die im Quadrat gemessen 12 cm groß sind. Dieses Pergamentpapier ist aus Lederabfällen hergestellt und besonders zäh, damit es die hohe Beanspruchung auch ertragen kann. - Die einzelnen Stücke Gold werden zwischen die Pergamentblätter gelegt. Der so erhaltene lose Pack kommt in ein Kreuzband von Pergament, das nun mit dem Federhammer etwa 10 -12 Minuten geschlagen wird, bis die Quartiere die Größe der Quetsche erreichen. Die Blätter werden dann herausgenommen, geschichtet und mit einem Messer in vier Teile geschnitten oder, wie der Fachmann sagt, gerissen. Das Viertelblatt hat einen Quadratinhalt von etwa 35 cm². Die Blätter machen einen zweiten SchIagprozeß durch und werden für diesen Zweck in ein Lot eingefüllt. Das Lot besteht aus einem Pack von ungefähr 1300 Blättern Pergaminpapier von 16 cm im Quadrat. Dieser Pack wird erneut mit dem Federhammer geschlagen, bis nach etwa einer Stunde aus den kleinen, 35 cm² großen Blättchen Blätter von 16 cm im Quadrat = 250 cm² geworden sind. Sie haben damit die Größe des Lotes erreicht. Das so erhaltene Goldblatt ist nun schon recht dünn ausgeschlagen und hat eine Stärke von ungefähr 1/33 : 4: 7,5 mm 1/999 mm. Das eigentliche Dünnschlagen beginnt erst jetzt. Für diesen Zweck sind Goldschlägerformen bereitgehalten, die aus je einem Pack von 1300 Goldschlägerhäutchen bestehen. Um diese Goldschlägerhäutchen, die aus dem Blinddarm von Ochsen gewonnen werden, gebrauchsfertig herstellen zu können, haben sie viele und komplizierte Behandlungen durchzumachen. Auch ist die Herstellung der Formen nicht einfach und nicht leicht zu erlernen. Sie gehört mit zu den Arbeiten des Goldschlägers, die besondere Erfahrungen und Umsicht verlangen. - Zunächst wird jedes Häutchen beiderseitig mit Fasergips bestrichen, damit das Gold nicht fest anhaftet. Darauf wird die Form in heiße Pressen gepackt und nach einiger Zeit gewendet, um alle aufgenommene Feuchtigkeit aus den Häutchen herauszupressen. Um den Feuchtigkeitsgehalt weiter heraustreiben zu können, folgen weitere Behandlungsgänge, die alle die volle Fertigkeit des Goldschlägers in Anspruch nehmen. So muß dann die Form ständig neu hergerichtet werden, wenn einwandfreies Blattgold erzielt werden soll. - In die gepreßte Form wird das Gold abwechselnd mit einem Goldschlägerhäutchen eingelagert. Die Formen haben eine Größe von 13 - 15 cm im Quadrat. Sie werden von einem Kreuzband zusammengehalten und dann mit einem schweren Hammer geschlagen, der Goldschläger sagt dazu "angetrieben". Das weitere Schlagen oder "Setzen" geschieht mit dem fünf Pfund schweren Setzhammer unter ständigem Wenden der Form. Nach einer bestimmten Zeit, die von der Zahl der Hammerstreiche abhängt, wird die Form aus dem Kreuzband herausgenommen und gerieben, um die durch das Schlagen entstehende Wärme zu verteilen. Das weitere Schlagen erfolgt mit einem 10 Pfund schweren und das "Fertigmachen" mit einem 20 Pfund schweren Hammer. Das Dünnschlagen geht bis zu einer Feinheit von 1/8ooo mm. (Formen, die bis zu einer Feinheit von 1/11ooo mm ausgeschlagen worden sind, sind für die Zwecke des Malers nicht mehr mit Erfolg verwendbar.) Das recht unregelmäßig in der Form geschlagene Gold hat jetzt eine Größe von 13 - 15 cm im Quadrat und muß nun auf die entsprechende Größe und quadratische Form geschnitten werden. Die Beschneiderin legt das Goldblatt auf ein Kissen und bläst es glatt. Darauf schneidet sie mit feststehenden, parallellaufenden Messern, die in einem Abstand von 10,000 cm stehen, das Goldblatt auf die gewünschte Größe. Darauf kommen die Goldblättchen in kleine Büchelchen und werden zum Versand bereitgehalten.
Auszug aus:
Helbing, Cornelius, Vergolden und Bronzieren, Verlag Georg D. W. Callwey, München, Seiten 31,32